Klimaanlagen in Zeiten des Coronavirus: Gefährlich oder sinnvoll?

Ventilatoren und Klimaanlagen sind bei hohen Temperaturen die beliebtesten und effizientesten Mittel um Büros, Geschäftsräume und Werkstätten herunter zu kühlen oder zu belüften. Doch in der andauernden Corona-Krise kommt schnell die Frage auf, ob diese Geräte problemlos genutzt werden können.

Die größte Gefahr in diesem Kontext stellen Aerosole dar. Das RKI warnt vor der Verbreitung des Virus über diese kleinen Partikel, die zum Beispiel beim Atmen oder Sprechen ausgeschieden werden, da sie über längere Zeit in der Luft schweben und eine potenzielle Infektionsquelle darstellen können.

Die Befürchtung vieler Arbeitgeber und -nehmer: Ist es möglich, dass Klimaanlagen und Ventilatoren Aerosole über die Luft in Räumen und gesamten Gebäuden verteilen?

Dies hängt von der Art des Klimageräts, dem eingestellten Modus und der verbauten Filter ab.
Gefahr durch Klimaanlagen in Zeiten von Corona

In den meisten Anlagen sind zwei Filter verbaut: Ein Grobfilter und ein Feinstaubfilter. Diese reinigen die Luft von gröberen Verschmutzungen und Stäuben. Allerdings sind Partikel wie Aerosole zu klein, um von den Filtern abgefangen zu werden. Sollen auch diese aus der Luft entfernt werden, wird ein Hepa-Filter (High Efficiency Particulate Airfilter) benötigt. Jedoch werden diese speziellen Filter meist nur in ausgewählten Räumlichkeiten wie Krankenhäusern oder Apotheken verbaut und selten in Büro-, Geschäftsräumen oder Werkstätten. Grund dafür sind die relativ hohen Anschaffungs- und Betriebskosten von Anlagen mit Hepa-Filtern.

Damit Klimaanlagen die Keimbelastung der Raumluft niedrig halten, muss mit möglichst viel Frischluft gearbeitet werden. So können mögliche Aerosole in einem Raum durch viel Frischluft verdünnt werden und die Infektionsgefahr sinkt. Aus diesem Grund können Geräte, die keine oder nur wenig frische Außenluft zuführen und im Umluftbetrieb arbeiten, problematisch werden. Besondere Aufmerksamkeit erhielt dieses Thema durch die Ansteckungswelle bei der Firma Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück. Erste Analysen deuten darauf hin, dass die schnelle Verbreitung durch Umluftanlagen ermöglicht wurde, die die Raumluft ungefiltert umgewälzt haben.

Generell ist bei allen Klimageräten darauf zu achten, dass sie regelmäßig gewartet und gereinigt werden. So können sich keine Verunreinigungen und Keime in der Anlage sammeln und als Nährboden für viele Erreger fungieren.

Wichtig ist also nicht nur der Filter und Betriebsmodus, sondern auch die Pflege der Anlagen.

Können Ventilatoren mögliche Viren im Raum verteilen?

Führende Experten auf dem Gebiet raten in der aktuellen Situation von der Verwendung von Ventilatoren in geschlossenen Räumen ab, da die Gefahr einer Verbreitung von möglicherweise vorhanden Viren nicht ausgeschlossen werden kann.

Deutschlands führender Experte für Coronaviren, Christian Drosten, sagte in seinem Podcast, dass Ventilatoren als Notlösung zum Luftaustausch eingesetzt werden können. Dabei ist die Positionierung des Ventilators entscheidend: Den Ventilator in bzw. vor ein großes geöffnetes Fenster stellen, sodass die Luft aus dem Raum nach draußen befördert wird und innerhalb des Raumes ein leichter Luftstrom entsteht.

Luftreinigungsanlagen können die Konzentration von Aerosolen in Räumen senken

In einer neuen Studie der Bundeswehr-Universität Neubiberg wurde geprüft, ob mobile Raumluftreiniger grundsätzlich geeignet sind, einen sinnvollen Beitrag zur Reduzierung der Infektionsgefahr zu leisten. Die in der Studie verwendeten Geräte verfügten über eine Filterkombination, die gewährleistet, dass 99,995 Prozent der Aerosole abgeschieden werden. Diese Leistung ist vergleichbar mit einem handelsüblichen Hepa-Filter.

Die Ergebnisse der durchgeführten Studie zeigen, laut Universität, dass die Aerosolkonzentration in einem Raum mit einer Größe von 80 m² in sechs Minuten halbiert wird. Im Dauerbetrieb sei die Verweilzeit der Aerosole im Raum sehr kurz, sodass eine Anreicherung der Raumluft mit infektiösen Aerosolen nicht möglich sei. Bei größeren Räumen und/oder ungünstigen Grundrissen müssen, laut den Wissenschaftlern, dem entsprechend mehrere Raumluftreiniger eingesetzt werden.

Der große Vorteil von mobilen Raumluftreiniger ist laut der Studie, dass die Virenlast dauerhaft gering gehalten wird, ohne dass sich jemand um das Öffnen von Fenstern kümmern muss und ohne dass das Wohlbefinden im Raum beeinträchtigt wird. Die Wissenschaftler folgern daraus, dass mobile Raumluftreiniger eine sinnvolle Lösung für Schulen, Büros, Fitnessstudios, Geschäfte, Wartezimmer, Vereinshäuser und andere Aufenthaltsräume sein können. Selbstverständlich gilt aber auch bei diesen Geräten, dass sie regelmäßig gereinigt werden müssen, um die optimale Leistung zu erbringen.

Fazit

Sollten Sie in Ihrem Unternehmen oder privat Klimaanlagen nutzen, gilt es zu klären, ob und welche Filter in der entsprechenden Anlage verbaut sind und ob die Anlage Frischluft zuführt oder nur im Umluftmodus arbeitet. Generell gilt für alle Klimageräte: Der Umluftanteil sollte reduziert und der Frischluftanteil erhöht werden. Auch regelmäßiges Lüften kann für ausreichend Frischluft in einem Raum sorgen.

Nach aktuellem Kenntnisstand sind Raumluftfilter eine gute Lösungsoption zur Verringerung der Infektionsgefahr in geschlossenen Räumen.

Reinigung von Klimaanlagen ist besonders in Zeiten von Corona wichtig

In geregelten Abständen muss jede Anlage gereinigt und von Fachpersonal gewartet werden.

Sollten Sie Fragen zu diesem Thema oder weiteren Aspekten aus dem Bereich der Betriebsmedizin und des Gesundheitsmanagements haben, stehen wir Ihnen gerne telefonisch oder via E-Mail zur Verfügung.

Die Berufsgenossenschaften bieten Handlungshilfen für lüftungstechnische Maßnahmen an. Dort werden optimale Vorgehensweisen beschrieben und erläutert. Hier finden Sie beispielhaft die Handlungshilfe der BG Holz und Metall.

https://www.bghm.de/fileadmin/user_upload/Coronavirus/Coronavirus-BGHM-Handlungshilfe-Lueftungstechnik.pdf

 

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Quellen: RKI, BGHM, DHZ, SZ, NDR Podcast Coronavirus-Update mit Christian Drosten

2020-08-14T11:29:41+02:0014.08.2020|Allgemein, Coronavirus|
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